Meine Erfahrung mit Corona....

 Das Jahr 2020 war mit Aufträgen geplant und wir freuten uns auf ein gutes Jahr. In einigen Medien hörte man immer mal wieder etwas von einem Corona-Virus, doch ich hatte bis dato keine Vorstellung, was das Jahr noch bringt und wie schnell auch ich davon betroffen bin.

Am 16.03.2020 wurde der Lock-down ausgesprochen und alle Aufträge bis auf weiteres storniert. Alles was in mein Portfolio fällt durfte ich nicht mehr anbieten. Kein Sport, keine Seminare, keine persönlichen Termine.... und jetzt? 

Hatten wir doch gerade erst unseren festen Standort geschlossen und wollten neu durchstarten: Und dann musste widererwarten neben Plan B ein weiterer Plan  her.

Ich suchte im Internet nach Möglichkeiten und Ideen, was ich machen kann; es war ja selbst die Gastronomie davon betroffen. Ich las immer wieder: " Das Land Hilft"-Landwirte suchen in der Spargelernte Unterstützung.

Ich esse leidenschaftlich gerne Spargel, aber ERNTEN?

Wie geht das überhaupt?

Ich schaute mir Videos an und in jeder Erklärung kam mindestens einmal der Satz: Das halten die wenigsten durch.... 

Ok, ich bin sportlich und habe 20 Jahre hauptberuflich in der Gastronomie gearbeitet.

Ich könnte es ja mal versuchen.  Eine Freundin, die bereits durch Kurzarbeit in die missliche Lage gekommen ist, arbeitete auf einem Hof in Weiterstadt. 

Am nächsten morgen um 5:00 Uhr saß ich neben ihr im Auto auf dem Weg zum Spargelacker.

Ich löcherte sie mit sämtlichen Fragen und sie sagte: "...also man gewöhnt sich an die Schmerzen..." 

Wie bitte? Ach du lieber Himmel. Ich bin gespannt.

Am Acker angekommen herrscht wildes Treiben. Jeder braucht Werkzeug, Körbe werden verteilt und Bahnen abgedeckt. "Heute auf weiß drehen!", höre ich und danach müssen wir noch weiter zum nächsten Acker.

Es gibt also mehrere Äcker. So weit so gut, ich darf mit meiner Freundin zusammen Spargel stechen, damit sie mir zeigt wie es geht.

1. Folie runter und aufpassen, dass die Köpfe nicht abbrechen.

2. Schauen, wo der Spargel raus kommt, sieht man an der Erde.

3. Mit zwei Fingern buddeln und dann stechen, aber bloß nicht zu kurz.

4. Loch wieder zu und das bitte ordentlich, damit der neue Spargel nicht schief wächst.

5. Ist die Bahn fertig kommt die Folie wieder drauf.

Ich hatte an dem Tag Glück , weil es ein wirklich kleiner Acker war. Was noch alles möglich ist, durfte ich in den folgenden Tagen erfahren.

Kurz um: Ich war ab diesem Tag jeden Tag auf einem Acker und konnte mich kaum bewegen. Ich hatte am ganzen Körper Schmerzen und Hunger wie ein Bär. Jeden morgen um 5:00 Uhr auf einem Acker, weil es da noch nicht so heiß ist, und im Anschluss habe ich an der Sortieranlage unterstützt. An der Sortieranlage wird der Spargel gewaschen, geschnitten und im Anschluss klassifiziert und verpackt.

Was man auf dem Acker ganz schnell wird ist demütig und dankbar. Die Arbeit verlangt einem körperlich alles ab und das bei jedem Wetter.  Für die Landwirte war es eine logistische Meisterleistung uns alle zu koordinieren und zu hoffen, dass die Ernte nicht zusätzliche Schäden einfährt. Auf dem Acker selbst herrschte eine bunte Mischung aus Studenten-/innen, Flugbegleiter-/innen, Gastonomen-/innen und Kurzarbeiter-/innen und es stimmt: Die wenigsten haben diese körperliche Belastung ausgehalten.

Ich war froh dieser Belastung standhalten zu können und mich in dieser Zeit doch gebraucht zu fühlen.

Fazit: Ich würde es jederzeit wieder machen.